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China kämpft mit Corona-Winter-Welle: Ein Nährboden für neue Mutationen?

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China lockert seine strikte Null-Covid-Strategie. Doch statt die neu gewonnene Freiheit zu nutzen, wird die Bevölkerung von einer Corona-Welle überrollt.

München – Die Straßen in dem eigentlich so belebten Pekinger Einkaufsviertel sind leer gefegt. Nur zwei Passanten mit weißen Gesichtsmasken haben sich an die kalte Winterluft getraut. Geschäfte sind geschlossen, Menschenansammlungen gibt es nur vor Krankenhäusern und Corona-Teststationen. Szenen, die klingen wie vergangene Pandemie-Zeiten, sind gerade in vielen chinesischen Metropolen noch immer Alltag. Obwohl das chinesische Regime seine strikte Null-Covid-Politik seit einer Woche zunehmend lockert.

Wie passt das zusammen? Seit Wochen rollt über das 1,4-Milliarden-Einwohner-Land eine Corona-Welle. Sie trifft auf eine unvorbereitete Bevölkerung. „Weltweit ist die Immunität recht homogen verteilt, in Industrieländern durch Infektion auf dem Boden der Impfung, in ärmeren Ländern sogar durch mehrfache Infektion der Bevölkerung. In China jedoch ist das nicht der Fall“, sagte der Virologe Christian Drosten Ende November der „Zeit“. Die Auswirkungen in China sind spürbar: Reihenweise erkranken Menschen, Kliniken erleben einen Ansturm und Medikamente sind in Apotheken Mangelware.

Corona-Welle in China: Viele Infektionen können Mutationen bedeuten

Die chinesische Regierung gibt sich gelassen. Der chinesische Epidemiologe und Regierungsberater Zhong Nanshan schlägt vor, Covid-19 nur noch Corona-Erkältung zu nennen. Denn: Nach den Virus-Mutationen sei mittlerweile vor allem der obere Atemwegstrakt betroffen und weniger die Lunge.

Coronavirus - China
Eine Frau holt in einer Apotheke in Peking COVID-19-Antigen-Kits ab. © Andy Wong/AP/dpa

Die Sorge wächst, wie sich die Corona-Situation in China auf die Weltgesundheit auswirkt. Denn viele Infektionen können auch neue Mutationen bedeuten. Tatsächlich grassiert momentan in China eine neue Omikron-Variante: BF.7. Laut dem Epidemiologen Nanshan verbreitet sich diese besonders leicht übertragbare Variante in Peking und in der umliegenden Provinz Hebei. Aber: Drosten gibt bei der neuen Variante Entwarnung, denn ein Großteil der Weltbevölkerung sei immun, da es eine Untervariante von Omikron BA. 5 ist.

Britischer Virologe hält Gefahr in China für überschaubar

Doch in China ist die Bevölkerung weniger immun. „Ich würde nicht ausschließen, dass dort in puncto Evolution noch einmal ein Sprung passiert“, sagte Drosten kürzlich. Der britische Virologe Francois Balloux hält dagegen die Gefahr für überschaubar. Ende November erklärte er auf Twitter, dass Mutationen in der Vergangenheit nicht während großer Corona-Wellen entstanden seien, sondern diese angetrieben haben.

Sollte sich in China trotzdem eine neue Corona-Variante entwickeln, würde die Welt wohl erst später davon erfahren. Bereits bei der ersten Virus-Welle sorgte China für Schlagzeilen, weil es nur häppchenweise Informationen über eine damals noch rätselhafte Lungenkrankheit herausgab. Die chinesische Informationspolitik hat sich bis heute nicht groß geändert. Die Zahl der Infizierten – sofern sie noch erfasst werden – oder die entschlüsselten Genome meldet das Land nicht zuverlässig. Laut der Weltgesundheitsorganisation rollte die aktuelle Welle aber bereits vor den jüngsten Lockerungen. Die Null-Covid-Strategie kam an ihre Grenzen.

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